“Wie – du wanderst nach Schweden aus?”, “Weißt du, dass es da um 3 Uhr Nachmittags dunkel wird?”. “What the hell did you make choose Sweden?”
Ich hab viele solcher Reaktionen gehört, als ich von meinem neuen Plan erzählt habe. Ich werde Deutschland verlassen und nach Schweden ziehen – ins Land von Ikea, der Elche, der Köttbullars, des Midsommars und ähhh der Dunkelheit im Winter…
Warum? – ein Jobwechsel. Nach 3 Jahren in Bremen hatte ich echt die Schnauze voll und brauchte dringend mal einen Tapetenwechsel. Seitdem ich aus meinem Elternhaus ausgezogen war, habe ich nie länger als 2 Jahre an einem Ort gelebt. Innerhalb der letzten 9 Jahre bin ich insgesamt 11 Mal umgezogen. Ich hab an vielen Orten “kurz” gelebt und gearbeitet, immer nur für 6 Monate bis maximal 2 Jahre (Studium in Münster, Hamburg und England; Arbeit in München, Frankfurt, Hamburg, Amsterdam und Bremen) und irgendwie gewöhnt man sich an den Trubel. Natürlich haben mich die Umzüge mega gestresst, es ist auch immer hart gewesen, seinen Freundeskreis zu verlassen und sozusagen von “neu” überall zu starten. Ich hab mir nach dem 9. Umzug auch gesagt – “ok, in der nächsten Stadt, da möchte ich mich jetzt mal richtig setteln und ein paar Jahre bleiben”. Das war dann Bremen… und ich hab da gut durchgehalten (für meine Verhältnisse :D). Aber nach 3 Jahren in Bremen hatte ich Lust auf einen Tapetenwechsel – neue Luft schnuppern und neue Eindrücke sammeln. Einmal im Ausland zu arbeiten, wollte ich schon immer. Ich habe zwar 1,5 Jahre in England gelebt und studiert, aber an einem Ort zu studieren ist eine ganz andere Erfahrung ;). Und wenn wir mal ehrlich sind, sollte man das machen, solange man noch flexibel und mobil ist.
So – wie kam es jetzt dazu?
Ich hab mit meinem Freund über meine Pläne geredet und ihn gefragt, was er davon hält und ob er sich das vorstellen könnte, mitzukommen (egal wohin es geht). Und es hat keine 30 Sekunden gedauert und er sagte, er wäre dabei, egal wohin. Unser großer Traum anfangs war es nach Asien auszuwandern. Aber da hat uns die Realität ziemlich schnell eingeholt. Ich bin auf Jobsuche im Raum Asien gegangen und hab schnell gemerkt, dass ich mit meiner wenigen Berufserfahrung hier keine Chance habe. Daraufhin habe ich mir ein paar Städte in Europa angeschaut. Ich war eigentlich relativ offen, in welche Stadt es gehen soll. Bedingung für mich war, dass die Stadt groß genug und “international” ist, sodass ich mit Englisch im Alltag klar komme. Ich hatte mich schließlich auf zwei Stellen beworben – eine Stockholm und eine in Paris. Mit Paris hat es leider nicht geklappt – da haben meine “uh lala une baguette s’il vous plait” – Französisch Sprachkenntnisse für eine Stelle im lokalen Marketing dann doch nicht gereicht. Was die Stelle in Stockholm anging, hat es insgesamt 3 Interviews und 1 Woche gedauert. Dann hatte ich die Zusage.
Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als mich meine zukünftige Chefin anrief und mir erzählt hatte “We’d like to make you an offer. Welcome to Sweden. Can you start in 2 months?”. Es gab glaube ich noch nie einen Moment in meinem Leben, wo ich so unglaublich aufgeregt und glücklich zugleich war. Ich dachte “fuck! Es hat geklappt und so schnell! Oh mein Gott, was mach ich jetzt?!”
Voller Adrenalin habe ich meinen Freund angerufen und innerhalb von 2 Tagen hatten wir alles geplant. Wir haben unsere Wohnung aufgegeben, unsere Jobs in Bremen gekündigt, Eltern und Freunden Bescheid gesagt, wir sind zum Baumarkt gefahren und haben 30 Umzugskartons gekauft, haben Flüge nach Stockholm zur Wohnugssuche gebucht und los gings.
Wir haben die Hälfte unserer Möbel verkauft, den meisten Kram bei meinen Eltern gelagert und nur das Wichtigste an Klamotten und natürlich unsere 2 Katzen eingepackt und los gings.
Goodbye Germany – Abfahrt Fähre aus Travemünde
4 Wochen später saßen wir schon in unserer Wohnung in Stockholm – 2 Leute, 2 Katzen und viele Umzugskartons auf kleinen 45m² – aber wir haben es geschafft! …und schon konnte das Abenteuer Schweden beginnen.